Natur-Expeditionen


Seminare   Workshops   Exkursionen

Das Wahrnehmen der Begegnung mit der Natur und den Geschöpfen. Gemeinsam in Verwunderung das Mit- und Zueinander des Entgegenkommens erforschen.  Stille und Freude.

 

Experimentieren und Ausdrucksformen entdecken (Poesie, Bewegung, Zeichnung, Stimme).

Lebendige, kreative und berührende Begegnungsräume in und mit der Natur.

 

Eine beispielhafte Naturexpedition, die im Rahmen des Projektraums wundersam im Kulturlokal Fürth durchgeführt wurde, können Sie ----> HIER nachlesen - samt Einblick in mein naturpädagogisches Forschungskonzept.

 


wundersam-Exkursion zur Sommersonnwende 2023

Mit dem Auge des Herzens sehen

Sehen und gesehen werden an diesem schöpferischen Schlüsseltag. Verwunderung mitten im Leben. Wir flanierten gemeinsam in stiller Kommunikation durch das Lebensfeld am Pegnitzgrund. Farbige Stille. Der Ruf kam von allen Seiten und klang in Zeitlupe. Die sprachlosen Sätze der Blätter im Wind erzählten und antworteten. Ein Zugeneigt-Sein des Gesehen-Werdens. Amselgesang.

 

An einer von Geschöpfen der Erde auch nachts belebten Lichtung ruhten wir aus. Diese Lichtung, genannt Hasenwiese, beherbergt eine kostbare schwefelhaltige Heil-Quelle. Hier endete unsere Exkursion unter dem Sternenhimmel - mit Mondsichel, Venus und Mars über den Bäumen. Der Tanz der Junikäfer und der Glühwürmchen berührte den Ausklang unserer Abendwanderung.

Die Sommersonnwende schenkt auf besondere Art und Weise Begegnungen mit der Natur. Sie trägt, wie der kürzeste Tag, die Wintersonnwende, einen kostbaren Schlüssel in sich. Tags darauf beginnt das Umblättern der Jahreszeiten.

2023 fanden die Erdfeste vom 16. bis 29. Juni statt – vom Wochenende vor der Sommersonnenwende bis zum internationalen Erd-Charta-Tag. Seit 2018 gibt es alljährlich im Frühsommer an vielen Orten zeitgleich Erdfeste. Sie stellen politischem und aktivistischem Engagement für den notwendigen Wandel eine noch kaum erschlossene Ressource an die Seite: das Feiern des Lebendigen. Dies schenkt Kraft und inspiriert zu regenerativen Lebens- und Wirtschaftsweisen. 2019 wurde diese Initiative als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt im Sonderwettbewerb »Soziale Natur – Natur für alle« ausgezeichnet. Wie werden wir erdfest? Neben der Einladung zu den Erdfesten öffnet die erdfest-Initiative einen interaktiven Initiativraum, um gemeinsam zu erforschen: Wie kann die lebendige Mitwelt, in der Moderne zum Ding degradiert, neu zu einem Du werden? Wie können wir neu in Beziehung treten? Was würde es bedeuten, die Sphären des Sozialen, des Rechts und der Politik über uns Menschen hinaus auf alle Lebewesen auszuweiten?

 

www.erdfest.org

 

Was ist Herzenswahrnehmung?

"Die Lakota-Indianer*innen haben für diese Art des Wahrnehmens einen terminus technicus geprägt: „čante ishta“, d.h. „Auge des Herzens“. Wie es der Lakota-Schamane John Fire Lame Deer ausdrückte: „Ich wollte fühlen, riechen, hören und sehen, doch nicht nur mit meinen Augen und dem Verstand. Ich wollte sehen mit čante ishta – dem Auge des Herzens. Dieses Auge betrachtet die Dinge auf seine Weise.“

Das „Auge des Herzens“ ist in der Lage, die lebendige beseelte Natur und ihre abertausend Wesen zu vernehmen, weil es nicht, wie der analytische Blick des Verstandes, trennt: hier Gefühl, also Subjekt, also Mensch – dort Materie, also Objekt, also seelenloses Etwas. Das „Auge des Herzens“ blickt mit Gefühl und Ausdruck in die Natur und deshalb kann es auch die Gefühle und Ausdrücke der Natur selbst wahrnehmen, Zusammenhänge erkennen, wo der Verstand nur Getrenntes sieht.

Dieses Auge vernimmt nicht Objekte, sondern lebendige Wesen, ihre Stimmungen, ihre Bedeutungen, ihre Gesichter und was sich an und durch sie ausdrücken und versinnbildlichen will. Und deshalb hat für dieses Auge auch ein jedes Naturphänomen ein „Gesicht“. Ob es nun ein Wasserfall, ein Grashalm, ein Stern, ein Felsen, eine Wolke, ein Falke oder eine Spinne ist. Und genau deshalb ist dieses Auge in der Lage, die realsymbolisch-wesenhafte Ebene der Natur zu erfassen.“

                                                                                                                                                                                              (Robert Josef Kozljanic, 2015)


Seit gut einem Jahrzehnt durchwandert Barbara Kastura die heimischen Landschaften und die dort schon lange verweilende Natur (in ihrer kulturlandschaftlich geprägten Form). Es sind Weisen der Erkundung, fragend und spürend den Bäumen, Pflanzen und Tieren und auch den Flüssen, Steinen und Wolken gegenwärtig und unmittelbar – begriffslos und mit dem Herzen - zu begegnen.

 

Barbara Kasturas intuitive, spürende Naturerkundung ist geprägt von Ehrfurcht vor dem Leben und von einer (Innen-)Schau, die an uralte menschliche Wurzeln des In-der-Welt-Seins zurückreicht bzw. anknüpft. Dabei offenbaren sich in manchen Augenblicken gegenwärtige Qualitäten des Wahrnehmens und Erkennens einer beseelten Natur, die uns ihrerseits auf tausendfache Weisen wahrnimmt und zu uns in feinsten Nuancen und Zwischentönen spricht. Was in unseren modernen und durchrationalisierten Zeiten entrückt klingen mag, ist stärkende Gewissheit und beglückende Erkenntnis: Als Mensch auf eine tiefe, intuitive, ja mystische Weise mit den Geschöpfen der mehr-als-menschlichen Mitwelt in Kontakt treten zu können und als zugehörig verbunden zu sein. Mit fragendem, liebevollem und von Herzen kommendem Sehen entfaltet sich ein ganz anderes Weltgeschehen. In der Begegnung mit dem Leben ereignen sich unerklärliche Dinge, die an Wunder grenzen. Davon zeugt das Projekt wundersam.

Im Zuge des Projekts wundersam verfeinert die interdisziplinäre Künstlerin und Naturpädagogin Barbara Kastura ihr Forschungs-Konzept. Der Schwerpunkt von wundersam liegt in der Erkundung und Vermittlung der Sprachen der Natur. Die Aufmerksamkeit wendet sich der Stille und den Ausdrucksformen der Klänge und Bewegungen von Tag- und Nachtwelten zu. Diese zeigen sich begriffslos in mikro- und makroskopischen Strukturen und Rhythmen, in Tönen, Formen, Gerüchen und (Augen-)Blicken. Die Einordnung dieses Wahrnehmens und der sich daraus entfaltenden Weltsicht lässt sich vielfältig differenzieren.

Ziel dieser Forschung und der damit verbundenen Projekte und Aktivitäten ist es, Menschen jeglichen Alters, Herkunft und Profession zu einer inspirierten (Natur)-Wahrnehmung anzuregen und sie dazu zu befähigen, mit dem „Auge des Herzens“ zu sehen. Es werden Begegnungsräume geschaffen und gestaltet, die es ermöglichen, der Wesenhaftigkeit und Beseeltheit der Kreaturen unserer Heimat Erde auch in sich selbst zu begegnen und so die Ehrfurcht vor dem Leben wiederzuerlangen und zu bestärken.

Viele Wege führen dorthin und schaffen Grundlagen, um Respekt und Ehrfurcht vor dem Leben der Geschöpfe sowie Intuition und kreativen Ausdruck als Kompetenzen zu entwickeln und zu fördern. Die Entwicklung und Umsetzung geschieht aus der Überzeugung heraus, dass mit darin vermittelten panpsychistischen und naturreligiös inspirierten Ideen, Wahrnehmungen und Einstellungen ein friedlicherer und respektvollerer Umgang mit sich selbst und der lebendigen Schöpfung entstehen kann.

Auf Grundlage der hier vermittelten Kompetenzen kann ein verfeinertes Zusammenspiel und Entgegenkommen der Geschöpfe dieser Erde mit den Menschen gemeinsam entdeckt, durchlichtet, berührt und gehegt werden.

Eine Produktion der Einfachheit: Jeder Tag ist ein neuer Tag und eine Chance, um die Lebensweisen im Alltag auf erfüllte, sinnliche und kostbare Weisen zu erkunden, zu vereinfachen und zu entfalten. Jeder Augenblick kann ein Moment der Würde und der Schönheit sein im Vierklang der Verwunderung: Gemeinsames Erkunden der inneren Gärten. Lange-Weile vor Ort. Für die Schönheit und Verletzlichkeit der Natur sensibilisieren. Die lebendige Verbindung zueinander und zur Natur erleben.

Indem die Geschöpfe der uns umgebenden Natur und unsere menschliche Natürlichkeit angesprochen und erkundet werden, entwickelt sich ein tieferes Verständnis der Verantwortung für alle Lebewesen der Erde. Eine verfeinerte Wahrnehmung lässt uns die Komplexität und Schönheit der Schöpfung erkennen und unterstützt uns dabei regenerativ zu leben und zu wirken.

Sehen und gesehen werden

Menschen, Pflanzen, Wolken, Tiere, Landschaften, Flüsse, Organisationen, Sprachen, Steine, Elemente und die Winde der fünf Jahreszeiten. wundersam Expeditionen sind die kreative Durchforstung dieser Lebenswälder. Sie öffnen einen gemeinsamen Begegnungsraum und fördern das Entgegenkommen der Geschöpfe der Natur mit der menschlichen Natürlichkeit. Eingespielte Denk- und Wahrnehmungsweisen werden umgedreht und vielfältig durchlichtet.

Die Mitwirkenden erleben sich als experimentell Forschende in einem umfassenden, lebendigen Erfahrungs- und Erkenntnisgeschehen. Jede Betrachtungsweise ist wertvoll und birgt unendliches Potenzial im gemeinsamen Prozess. Leben begegnet Leben.

Lange Weile ist ein Geschenk und das Tor der Stille zur Gegenwart und Vielfalt des Lebens, durch das der Duft von Lindenblüten weht und über dem die Schwalben fliegen, während der Wind die Blätter flüstern lässt von ungeahnten Reichen lebendiger Seelen, milliardenfach schimmernd durch Erde, Luft und Wasser und feuriges Licht.

In der Langen Weile zerfließen die Gedanken zu leeren Worten und wollen gefüllt sein von lebendigen Eindrücken. Lebensquellen schöpfen, hüten und pflegen.

Der Schmerz über die verlorengehende Vielfalt des Lebens. Die Freude über den Vogelflug und die Trauer angesichts dessen, was fehlt. Milliardenfach schwindendes Leben.

Gegenwart.